Da ich vor dem Unterricht am Freitag endlich meinen Roller gemietet hatte, nutzte ich ihn auch gleich am folgenden Tag. Auf Grund der Tatsache, dass im Office nichts los war, verbrachte ich den Vormittag im dem nah gelegenen Dondra. Neben einem großen Tempel, inklusive Elefanten, besuchte ich den Hafen und auch den sehr schön gelegenen Leuchtturm von Dondra, der den südlichsten Punkt Sri Lankas markiert. Am frühen Nachmittag kam Frau Scheerer zu Besuch, eine Patenmutter aus Karlsruhe, die nun schon zum zweiten Mal das Children Center und ihr Patenkind besucht hat. Wie auch bei meiner Ankunft, gab es Tee mit verschiedenen singhalesischen Snacks, im Anschluss wurde das Tempelgelände erkundet. Am Abend, nachdem Frau Scheerer wieder in ihre Unterkunft gefahren war, fuhr ich zusammen mit Rev. Wipassi auf die „Beerdigung“ eines Mönchs, in das nun schon bekannten Dondra. Dies war mal wieder eine sehr fremde Erfahrung für mich, mit vielen neuen Eindrücken. Alle Besucher waren in weiß gekleidet (bis auf die Mönche), auf dem Tempelgelände des verstorbenen Mönchs verteilt und in Gespräche vertieft. Etwas abseits war ein Raum, in dem der Tote in einem orangenen Totenbett lag. Alles war sehr festlich hergerichtet. Nach einem kurzen Besuch bei dem Verstorbenen, gesellten sich Rev. Wipassi und ich bei einer Tasse Tee zu anderen Mönchen und redeten über die Probleme des Studiensystems auf Sri Lanka. Am Folgetag sollte der Körper verbrannt werden, wie es im Buddhismus üblich ist. Insgesamt bin ich auf der „Beerdigung“ keiner ausgeprägten Trauer begegnet. Das kommt daher, denke ich, dass im Buddhismus an die Wiedergeburt geglaubt wird und somit der Tod der Übergang in ein neues Leben ist. Rev. Wipassi meinte zu mir, dass er sowohl traurig als auch glücklich sei über den Tod des befreundeten Mönchs.
Die nächsten zwei Tage verbrachte ich zum Teil im Office, unter anderem um Unterricht vorzubereiten. Außerdem hatte ich die Möglichkeit, mit dem Roller ein paar Strände in der Umgebung zu erkunden.
Am Dienstag hielt ich meine nächste Unterrichtsstunde in meiner Englischklasse. Dabei ging es um Cartoons mit der Thematik „Müllverschmutzung in den Weltmeeren“. Am Nachmittag erhielten wir Besuch vom Ehepaar Beckers samt einem befreundeten Paar. Wie auch schon bei Frau Scheerer gab es in Anwesenheit der zwei Patenkinder der Beckers singhalesische Snacks und anschließend die obligatorische Tempelbesichtigung.
Im Laufe der nächsten zwei Tage hatte ich einiges an Freizeit, sodass ich zwei Mal nach Midigama zum Surfen fuhr. Auch bot sich mir die Gelegenheit meinen Englischunterricht für Freitag, wie auch meinen ersten Deutschunterricht für Samstag, vorzubereiten.
Nachdem ich den Vormittag im Office verbracht hatte stand der Englischunterricht an. Thema der heutigen Stunde war die „Globalisierung“, erneut verwendete ich zur Veranschaulichung Cartoons.
Dann war es soweit, mein erster arbeitsreicher Samstag im Children Center war gekommen. Nach der immer noch meist üblichen Morgenroutine aus Tee, Fegen und Frühstück, gab es eine Eröffnungszeremonie in der großen Halle. Dabei hielten sowohl einige Schüler kurze Ansprachen, als auch die Lehrer sagten ein paar Worte zum Beginn des neuen Schuljahrs (auch ich kam an die Reihe). Nach einem Gebet wurde die Nationalhymne Sri Lankas gesungen. Zu meiner Überraschung wurde auch noch die deutsche Nationalhymne gespielt, was irgendwie mit einem seltsamen Gefühl verbunden war, da ich der einzige Deutsche unter ca.150 Singhalesen im Raum war. Kurze Zeit später hatte ich die 6. Klasse. Diese Schüler haben noch gar keine Erfahrung mit Deutsch und so ging es nach gegenseitigem Vorstellen um das deutsche Alphabet und erste einfache Sätze. Darauf folgten dann die Klassen 7,8 und 9, mit denen ich hauptsächlich Grammatik durchging, in der Hoffnung ihre jeweiligen Sprachlevels zu erfahren. Um 16:30 Uhr, nach über sieben Stunden des Unterrichtens, war ich dann doch ganz schön erschöpft. Pünktlich zum Unterrichtsschluss begann ein heftiges Gewitter. Da ich zusammen mit Rev. Wipassi, Gayan, Govindi, Kanthi und noch ein paar anderen morgen nach Jaffna in den Norden fahren würde, wollten Gayan, Kasun und ich mit dem Tuktuk des Children Centers ein paar Besorgungen in der Stadt machen. Das Gewitter war bereits eine Stunde am Brodeln, als wir aufbrachen. Jedoch mussten wir schon nach einem Kilometer kehrtmachen, da unter einer neu gebauten Zugstrecke eine Absenkung war, in der sich das Wasser bereits ca. einen Meter hoch aufgestaut hatte. Nachdem wir beim Wendemanöver fast gekentert wären, war es angenehm wieder ins Trockene zu kommen.
Den Sonntagvormittag nutzte ich, um meinen gemieteten Roller zurückzubringen und um mich auf Jaffna vorzubereiten. Kurz nach dem Mittagessen startete der Minivan vom Tempel vollgepackt mit 9 Passagieren (inklusive dem Fahrer und mir), Gepäck und jeder Menge Essen mit Kochutensilien. Nach fast sieben Stunden im Auto, erreichten wir Anuradhapura, wo wir übernachteten. Da wir noch etwas kochten, ging es für die meisten der Gruppe erst um 00:00 Uhr ins Bett.
Für das Küchenteam klingelte der Wecker schon um 03:00 Uhr morgens, da sie das Frühstück und ein Lunchpacket vorbereiteten (Basis für alles war Reis und dann dazu verschiedene Saucen). Für mich klingelte der Wecker „erst“ um 05:00 Uhr. Am Vormittag besuchten wir den „Jaya Sri Maha Bodhi“, einen ca. 2000 Jahre alter Bodhibaum, der als ältester Baum Asiens gilt. Für Buddhisten ist dieser Ort eine sehr wichtige Pilgerstätte, da der Baum der Legende nach ein Ableger des Baums ist, unter dem Buddha seine Erleuchtung erhalten hat. Nach dem zusätzlichen Besuch einer nah gelegenen Stupa, ging die Fahrt weiter in den Norden, wo wir auf der Halbinsel „Mannar“ (keine 20 km vor Indien) einen Stopp einlegten, um einen weiteren Baum mit fast 20 Metern Umfang zu bestaunen. Am Nachmittag kamen wir in Jaffna an. Kurz nach der Ankunft startete die Besichtigung. Das erste Highlight war ein großer hinduistischer Tempel, in dem gerade eine Zeremonie mit viel Feuer und fremd klingender Musik abgehalten wurde. Weiter ging es mit der Besichtigung von alten Bauwerken der Niederländer, sowie dem „Point Pedro“, dem nördlichsten Punkt Sri Lankas. Am Abend besuchten wir eine christliche Einrichtung, welche dem Children Center recht ähnlich ist, nur auf christlicher Basis. Dieser Besuch war für Rev. Wipassi einer der Hauptgründe für die Reise nach Jaffna, da wir dort auch auf den Pfarrer/Leiter der Einrichtung trafen, den Rev. Wipassi zuvor bei einem Meeting in Colombo kennen gelernt hatte.
Am Folgetag, Dienstag dem 16.01, fuhren wir mit dem Boot auf zwei vorgelagerte Inseln, die zwischen Sri Lanka und Indien liegen. Auf Delft besuchten wir einen Stützpunkt der Navy und die dazugehörige Schneiderei. Ein Teil der tamilischen Inselbewohner und der dort stationierten Navygruppe waren eine Woche zuvor nach Matara gereist, um den dortigen Regenwald zu besuchen und hatte auf dem Tempelgelände übernachtet. Bei einer Rundfahrt über die Insel gab es vor allem Ruinen der Niederländer zu begutachten. Spannend für mich war zu sehen, dass beinahe jedes Bauwerk aus toten Korallen bestand. Danach ging es zur nächsten Insel „Nainativu“. Nach der Besichtigung des dortigen buddhistischen Tempels kehrten wir zurück in die Unterkunft.
Da wir alle sehr erschöpft waren von den letzten Tagen, schliefen wir die meiste Zeit auf der Rückfahrt, wobei wir noch einen Stopp bei einem Kriegsdenkmal einlegten. Bei dem Denkmal ging es um den Konflikt zwischen den Singhalesen und Tamilen, der erst 2009 beendet wurde. Der Unterschied zwischen den Singhalesen und Tamilen wurde mir am meisten bei der Sprache vor Augen geführt, da sie, obwohl sie alle in einem Land leben, sich aufgrund der verschiedenen Sprachen oft nicht verständigen konnten (eventuell etwas über Englisch).
Die nächsten zwei Tage am Children Center waren bestimmt von Unterrichtsvorbereitungen, sowie dem Unterrichten der Englischklasse.
Am Samstag hatte ich wieder meine vier Deutschklassen. Doch zuerst stand die Morgenzeremonie mit einigen kleinen Ansprachen und den beiden Nationalhymnen auf dem Plan. Die 6. Klasse lernte Begrüßungen sowie erste Zahlen. Für die Klassen 7,8 und 9 ging es um Adjektive. Erschöpft, aber happy ließ ich den Tag mit den Andern im Office ausklingen und nahm an dem samstagabendlichen Gebet unter dem Bodhibaum teil.
Insgesamt waren die letzten zwei Wochen doch sehr erlebnisreich und ich bin froh, dass die kommende Woche etwas ruhiger zu werden scheint.
Bis bald.
Euer Pablo