Zeremonien und 20 Stunden im Auto

Nachdem wir am vorherigen Abend noch eine ganze Weile Bambusstämme zugeschnitten hatten, bestand der Samstag ebenfalls aus Vorbereitungen für den 17.12. Wir fertigten das Banner an, welches schlussendliche im Hintergrund der Bühne hängen sollte. Das machten wir, indem wir zunächst Schablonen ausdruckten und ausschnitten, um anhand dieser aus Styropor singhalesische Schriftzeichen anzufertigen und auszufeilen, bevor wir sie aufklebten. Auch wenn das Endprodukt echt klasse aussah, war es einiges an Arbeit für ein einziges Banner.

Am 17.12. stand dann die Zeremonie der „Dhamma school“ auf dem Programm. Zusammen mit den vier jüngeren Mönchen schmückten wir die Einfahrt des Tempels mit buddhistischen Flaggen. Im Laufe des Vormittags reisten einige Mönche an. Darunter befand sich auch eine Nonne, was mich doch überraschte, da ich davor noch nie von einem weiblichen Mönch gehört hatte. Pünktlich um 14 Uhr startete die Zeremonie. Entlang der Auffahrt bis hin zum Tempel standen Kinder, die mit kleinen buddhistischen Fähnchen winkten. Während die Mönche samt Schirmhalter die Gasse aus Kindern entlang liefen, führten professionelle Tänzer einen traditionellen Tanz auf. Dabei liefen sie immer vor den Mönchen her und trugen ihre reich verzierten Kostüme zur Schau. Wie auch schon bei der Feier des Kindergartens, durfte ich feierlich eine der Kerzen anzünden. Die darauffolgenden fünf Stunden bestanden aus Reden, Tänzen, Gesang und Überreichungen von Geschenken.

Den nächsten Vormittag verwendete ich darauf, meinen erste Blog hochzuladen. Erst dachte ich, dass es am heutigen Tag nicht besonders viel zu tun gäbe, doch dann mussten bereits Vorbereitungen für die „Karlsruhe scholarship awarding“ Zeremonie am 23.12. getroffen werden. Wir, also Gayan, Kanthi, die zwei Sekretärinnen Tesheema und Govindi sowie zwei weitere Helferinnen, verbrachten den restlichen Tag damit, Schulrucksäcke mit Materialien zu befüllen. Diese Rucksäcke hatte ich, wie schon im letzten Blog erwähnt, ein paar Tage zuvor zusammen mit Rev. Wipassi aus Colombo abgeholt. Wir bestückten sie mit allem wichtigen Equipment eines Schülers, also Stifte, Hefte, Zirkel, Radiergummi, etc. Da in Sri Lanka die Schüler an den Schulen Uniformen tragen, gab es auch noch Schuhe sowie Stoffe für die Uniformen.

Am nächsten Morgen fuhren Rev. Wipassi und ich mal wieder nach Colombo. Dort holten wir am Flughafen vier ThailänderInnen ab, die alle schon mal in Deutschland gewohnt haben oder noch wohnen. Darunter auch ein Mönch, der in einem Karlsruher Tempel lebt. Zusammen mit diesen setzten wir unsere Fahrt Richtung Norden nach Anuradhapura fort. Ich fungierte dabei als Übersetzer und Unterstützer von Rev. Wipassi. Am späten Abend kamen wir dort an, setzten die vier ab und fuhren die Nacht durch wieder den ganzen Weg zurück bis nach Matara. Dies fand ich etwas bedenklich für unseren Fahrer, der nach ca. 20 Stunden müde, aber froh am Tempel einfuhr. Nach der Ankunft blieben mir noch etwa zwei Stunden Ruhe, bis es die nächste Zeremonie gab, dieses Mal zu Ehren eines japanischen Spendenprogramms. Am Nachmittag half ich noch etwas bei den Vorbereitungen für die Zeremonie am 23.12., jedoch fiel ich dann bald erschöpft ins Bett.

Den Vormittag des nächsten Tages verbrachte ich zusammen mit Rev. Wipassi in Colombo. Dort musste ich meinen Rückflug umbuchen, weil es bei der ursprünglichen Buchung zu einem Missverständnis gekommen war, wodurch ich die Dauer meines dreimonatigen Visums in Sri Lanka überschritten hätte. Den Nachmittag verbrachte ich mit den anderen im Office, wobei es nur ein paar Kleinigkeiten zu tun gab.

Am darauf folgenden Tag gab es nichts groß zu tun, sodass ich die Gelegenheit nutzen konnte, meinen ersten Blog hoch zu laden. Gegen Nachmittag fuhr ich ins nahe gelegene Mirissa, wo ich mich mit Nicolas und Gina traf, um etwas die Strände zu genießen und gemeinsam zu Abend zu essen.

Heute war es dann so weit, der 23.12. mit der „Karlsruhe scholarship awarding“  Zeremonie war da. Letzte Vorbereitungen wurden getroffen und alles schön her gerichtet. Bei der Zeremonie waren auch Nicolas und Gina dabei, sowie die vier ThailänderInnen. Wie auch schon bei der Zeremonie am 17.12. reisten einige Mönche von außerhalb an und zur Eröffnung wurde ein traditioneller Tanz aufgeführt. Erneut durfte ich eine Kerze entzünden, was eine große Ehre bedeutet. Auch diesmal gab es einige Reden, Tänze und Gesänge. Bei der Rede des thailändisch-deutschen Mönchs war ich wieder einmal als Übersetzer vom Deutschen ins Englische gefordert.

Der darauf folgende Tag war Weihnachten. Natürlich wird in einem buddhistischen Tempel nicht Weihnachten gefeiert, also schloss ich mich nach Absprache mit Rev. Wipassi, Nicolas und Gina an. Gemeinsam mit einer weiteren Deutschen machten wir einen Ausflug nach Galle und gingen etwas surfen. Am Abend nahmen wir an einem großen Buffet mit westlichem Essen teil. Eine sehr willkommene Abwechslung nach nahezu täglichem „Curry“, also Reis mit verschiedenen, meist scharfen Saucen. Die Nacht verbrachte ich im Hostel der dreien. Am Morgen verabschiedete ich mich von Nicolas und Gina, da sie nun noch ein paar Tage im Norden Sri Lankas unterwegs sein und die Insel dann ganz verlassen werden. Zurück im Tempel verbrachte ich ein wenig Zeit mit Nadun, Gayan, Visudhdhi und Mahanama, die mir verschiedene singhalesische Snacks zeigten.

Ich würde sagen, dass ich mich nun voll und ganz hier eingelebt habe. So schwitze ich vielleicht noch deutlich mehr wie die Einheimischen bei meist um die 30 Grad, doch habe ich hier schon einige Freunde gefunden.

Ich wünsche euch einen guten Rutsch ins neue Jahr.

Euer Pablo

Ps.: Dieser Eintrag kommt leider etwas verspätet, da es hier momentan Probleme mit dem Internet gibt.

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5 Antworten zu Zeremonien und 20 Stunden im Auto

  1. Gina Gohlke sagt:

    Lieber Pablo, frohe Weihnachten nachträglich! Wie spannend, Deine Beschreibungen zu lesen und nachzuvollziehen, was alles zu Deinen Aufgaben gehört und welchen Menschen Du begegnest. Du scheinst ja wahrlich viel zu tun zu haben. Das sind ja richtig viele, voll gepackte Schulrucksäcke.
    Aus dem gestern noch ganz verschneiten und heute ganz verregnetem Baden-Württemberg schicken Volker und ich Dir die besten Wünsche und Grüße für das nächste Jahr. Wir hoffen, dass Du noch warme Kleidung hast, wenn Du im März zurückkommst 😉 Love, Gina

    • Pablo Füller sagt:

      Danke Gina! Ja, es gibt echt einiges zu erleben hier. Ich wünsche euch auch einen guten Rutsch ins neue Jahr.
      LG Pablo

      • heidrun muth sagt:

        Lieber Pablo, mit großer Freude habe ich deinen Blog gelesen nachdem wir neulich Abend zu unserem alljährlichen Ritual mit Annette, Wolfgang, Maria und Urs und ich zusammen saßen. Nun ist schon wieder Silvesterabend und ich wünsch DIR in deiner neuen Umgebung auf Sri Lanka alles Liebe und Gute! Mögest DU im neuen Jahr die besten Eindrücke sammeln, es freut mich, dass DU so viel Erfahrung in einem buddhistischen Kloster sammeln kannst. Ich denke an DICH! LG Heidrun

  2. Hallo Pablo,
    deine Zeit im Kloster ist wirklich sehr exotisch. Aber das was du da alles miterleben darfst ist doch sehr kostbar. Land und Menschen bei der gemeinsamen Arbeit kennen lernen zu dürfen ist das tollste was man beim Reisen erleben kann.
    Am meißten beneide ich dich um das Unterrichten. In Deutschland wäre es niemals möglich das einfach mal für sich auszuloten. Was mache ich? Wie unterrichte ich?
    Soviel freien Raum eigene Ideen und Fertigkeiten auszuprobieren.
    Darüber musst du mir unbedingt noch berichten.
    Ich freue mich von dir zu hören.
    Liebe Grüße
    Gabi

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